BR-Wahlen

2 Frauen, 3 Fragen, Impulse

Kerstin Klieckmann, seit 2008 Betriebsratsvorsitzende bei Sofidel Germany am Standort Arneburg

Kerstin Klieckmann

Foto: privat

Was hat Dich bewogen, wieder als BR-Vorsitzende zu kandidieren?

Unsere Liste hat bei der Wahl die meisten Stimmen bekommen, das war für mich das Zeichen: Die Kolleg*innen sind mit der Arbeit einverstanden, also kandidiere ich ein weiteres Mal als Vorsitzende. Das einstimmige Votum des Betriebsrats für mich war eine weitere tolle Bestätigung für meine Arbeit – ohne diese Einstimmigkeit und die Sicherheit den Rückhalt im Gremium zu haben, hätte ich nicht als Vorsitzende weitergemacht. Wir brauchen ein starkes Gegenüber für die Unternehmensleitung.

Welche sind Deine (Herzens-)Themen für die Du antrittst?

Am Herzen liegt mir eine lebensphasenorientierte Arbeitszeit. Wir hatten 2017 das einmalige Angebot für unsere Mitarbeiter*innen, von 38 auf 36,5 Stunden zu reduzieren. Diese Möglichkeit, selbst über den Stundenumfang entscheiden zu können, wurde sehr gut angenommen. Gerade in der Schichtarbeit ist für die Kolleg*innen die Freizeit, die Zeit für Regeneration sehr wichtig. Diese Wahl möchte ich dauerhaft allen Mitarbeiter*innen, auch den neu hinzukommenden Kolleg*innen ermöglichen.

„Ganz wesentlich ist es ein offenes Ohr für die Kolleg*innen zu haben, zuzuhören und zu vermitteln. Das hat unseren Betrieb auch gut durch die Zeit der Pandemie getragen.“

Was siehst Du als größte Herausforderung in Deiner Amtsperiode? Wie würdest Du dieser begegnen?

Gerade schauen wir mit großer Sorge auf den Herbst und die Energiekrise, die durch den Krieg in der Ukraine entstanden ist. Ohne Gas läuft unsere große Papiermaschine nicht, da gibt es keine Alternative. Diese Ungewissheit überschattet alle anderen Themen, z. B. die Umstellung des Entgeltkatalogs in der Papierindustrie von Lohn- auf Entgeltgruppen, die Ende Juni vereinbart worden ist. Diese Änderungen wollen wir der Belegschaft gut und transparent vermitteln.

Kerstin Spendel, seit 24 Jahren Betriebsrätin und jetzt mit den Betriebsratswahlen 2022 neu im Amt als gewählte Betriebsratsvorsitzende bei Covestro am Standort Uerdingen

Kerstin Spendel

Foto: fotodesign wintz

Was hat Dich bewogen, als Betriebsratsvorsitzende zu kandidieren?

Die Chance mich als BR-Vorsitzende noch intensiver, zukunftsorientierter und mit mehr Gestaltungsoptionen für die Belange der Kolleg*innen aktiv zu engagieren und dabei auch den Blick auf die Unternehmensinteressen nicht außer Acht zulassen.

Der demografische Wandel macht auch vor unserer Interessenvertretung nicht halt. Bereits 2018 haben wir uns strategisch auf die Nachfolge von Petra Kronen und die damit einhergehenden Veränderungen im gesamten Gremium vorbereitet. Einzelne Kolleg*innen haben wir gezielt über ein mehrjähriges Mentor*innenprogramm auf ihre neuen Rollen im Betriebsratsgremium vorbereitet. So auch mich auf die Rolle der Betriebsratsvorsitzenden.

Das Mentor*innenprogramm und meine mehr als 30-jährige Erfahrung in verschiedensten Rollen innerhalb der Interessenvertretung sind das Fundament für mein Engagement und selbstverständlich für meinen Respekt vor der Verantwortung in dieser neuen Rolle als Vorsitzende.

Welches sind Deine (Herzens-)Themen, für die Du antrittst?

Vereinbarkeit von „Privatleben und Beruf“ ist und bleibt eines meiner Herzensthemen.

Covestro muss sich auf die deutlich veränderten individuellen Bedürfnisse der Kolleg*innen einstellen. Das werde ich vorantreiben und mitgestalten.

Dazu arbeite ich federführend in unserem firmeninternen Projekt „DemografieFIT@Covestro“ mit, in dem es darum geht, dem demografischen Wandel entgegenzuwirken. Der Schwerpunkt dabei ist es gute Regelungen zu vereinbaren, die eine lebensphasengerechte individuelle Arbeitszeitgestaltung und Arbeitsorganisation gewährleisten und somit Bedingungen geschaffen werden, die auf ein modernes kulturorientiertes Verhalten abzielen.

„Mitbestimmung in den Betrieben ist unverzichtbar – und das muss weiter gestärkt werden! Davon profitieren alle – der Erfolg gibt uns Recht.“

Was siehst Du als größte Herausforderung in Deiner Amtsperiode?

Die größte Herausforderung ist für mich einerseits die Komplexität, die Dynamik und die Vielschichtigkeit aktueller externer Herausforderungen z. B. den Krieg in Europa, die erneut rasant steigenden Coronazahlen, die unklare zukünftige Versorgungslage mit Strom und Gas im Winter und andererseits unsere internen Herausforderungen z. B. die Transformation in eine neue Arbeitswelt, die Gestaltung des demografischen Wandels, die Auswirkungen der Digitalisierung aber auch die Klimaneutralität der chemischen Industrie im Blick zu behalten.

Von daher ist die Frage nach größter Herausforderung aus meinem Blickwinkel nur so zu beantworten: „Jedes Themenfeld muss sorgfältig analysiert werden, Chancen und Risiken müssen aus den unterschiedlichsten Perspektiven der jeweiligen Stakeholder bewertet und abgewogen werden, Entscheidungen transparent und nachvollziehbar kommuniziert und umgesetzt werden. Diesem Anspruch gerecht zu werden ist meine größte Herausforderung in dieser Amtszeit.“