MINT

Berufsauswahl

Berufswahlverhalten junger Frauen

Berufswahl-
verhalten junger Frauen

MINT = MATHEMATIK – INFORMATIK – NATURWISSENSCHAFT
Themenschwerpunkt des Landesbezirkes Hessen-Thüringen

Bereits seit 2018 beschäftigen sich die Landesbezirke und der Bundesfrauenausschuss mit der Analyse von Themen, die für die betriebliche, gewerkschaftliche und gesellschaftliche Praxis von Bedeutung sind und vorangebracht werden müssen.

Neun Themenkomplexe wurden bearbeitet und im Rahmen des 6. Frauentages der IG BCE im November 2020 als „Torwände“ präsentiert.

Der Landesbezirk Hessen-Thüringen stellt das Thema MINT (Mathematik – Informatik – Naturwissenschaft – Technik) heraus und nimmt das Berufswahlverhalten junger Frauen in den Fokus. Ohne IT-Können fehlt eine wesentliche Zukunftskompetenz in unserer Gesellschaft. Der Fachkräftemangel hemmt die Wirtschaft und es werden weibliche Vorbilder gebraucht – alles gute Gründe, gerade Mädchen und junge Frauen für MINT-Berufe zu begeistern.

Team Hessen-Thüringen

Christa Weber
freigestellte Betriebsrätin des Gemeinschaftsbetriebsrates Darmstadt / Weiterstadt der Evonik Industries AG, Mitglied im Landesbezirksfrauenausschuss Hessen-Thüringen

Foto: IG BCE

Im Interview: Christa Weber, freigestellte Betriebsrätin des Gemeinschaftsbetriebsrates Darmstadt / Weiterstadt der Evonik Industries AG, Mitglied im Landesbezirksfrauenausschuss Hessen-Thüringen

MINT – Berufswahlverhalten junger Frauen.
Warum ist das Thema so wichtig?

Von unseren aktiven Frauen sind aktuell einige in der Situation, dass sich ihre Kinder bzw. ihre Töchter in der Berufsorientierung befinden und ihnen dabei mangelnde Kenntnisse über die beruflichen Perspektiven im MINT-Bereich aufgefallen sind. Das hat uns bewogen, das Thema Berufswahlverhalten auszusuchen.

Dazu kommt: Wir stellen immer wieder fest, dass wir zum einen nur wenige junge Frauen in unseren Betrieben haben, die zum Beispiel als Chemikantin arbeiten. Zum anderen beobachten wir, dass von diesen wenigen Frauen auch noch viele in der Familienphase sozusagen verloren gehen. Es gibt da einen Bruch und die Frauen orientieren sich beruflich um. Wenn sie Glück haben, klappt das innerhalb des Betriebes, oder sie gehen zu anderen Unternehmen oder in andere Tätigkeitsbereiche.

Wie kommt es zu diesen Brüchen?

Bleiben wir beim Beispiel der Chemikantin: Hier bist du im Schichtbetrieb tätig. Das ist mit Kindern nicht mehr ohne weiteres möglich. Die Frauen kehren nach Mutterschutz und Elternzeit nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurück. Dadurch verlieren wir Fachkräfte und die Frauen einen sicheren, gut bezahlten Job. Das wollen wir ändern.

Welche Ideen gibt es dazu?

Wir wollen Netzwerke schaffen, in denen Frauen sich unterstützen. Diejenigen, die den Konflikt zwischen Familienleben und Arbeitszeit bereits für sich gelöst haben, können anderen Frauen dabei mit Rat und Hilfe zur Seite stehen. So wollen wir Vorbilder schaffen, die zeigen: Es geht auch mit Kindern weiter für mich in meinem Job.

Zurück zum Berufswahlverhalten, was beobachtet ihr hier?

Die meisten weiblichen Jugendlichen orientieren sich an den Berufen, die sie im Alltag kennenlernen: Erzieherinnen, Friseurinnen, Verkäuferinnen und so weiter. Mit Industrieberufen kommen die wenigsten in Berührung. Wir wollen ihnen zeigen, dass es hier auch gute und spannende Jobs gibt. Die Nacht der Ausbildung wird dabei jedes Jahr sehr gut angenommen. Nur, wenn man schon einmal von einem Beruf gehört und einen Eindruck bekommen hat, kann man sich dafür entscheiden.

Auf der Torwand habt ihr den Punkt „Interessengelagerte Berufsberatung“ platziert. Wo ist da der Konflikt?

Die Bundesagentur für Arbeit hat den Auftrag, die jungen Leute zu beraten – auch hinsichtlich zukunftsträchtiger Berufe, in denen Personal gebraucht wird. Wenn man an den Pflegenotstand denkt, an den Bedarf an Pflegekräften, wird eben auch in diese Richtung beraten und junge Frauen in Richtung eines typischen – und dazu noch schlecht bezahlten – weiblichen Berufszweigs orientiert. In der Industrie suchen wir aber auch händeringend gute Auszubildende und haben einen erheblichen Bedarf an Fachkräften.

Welche Ziele verfolgt ihr als nächstes?

Wir müssen abwarten, was in diesem Jahr noch möglich ist. Der Girls´Day wird vermutlich nicht stattfinden können, das ist sehr schade. Auf jeden Fall wollen wir, dass die nutzbaren Methoden und Instrumente, die es bereits gibt, wie z. B. Girls´Day, Praktika und die Nacht der Ausbildung, von noch mehr Betrieben übernommen werden.