FRAUEN IN FÜHRUNG

Juliane Zenger

Erfolgreich
im MINT-Bereich

Juliane Zengers Weg von der Chemielaborantin zur Betriebsingenieurin

Juliane Zenger

Betriebsingenieurin, BYK-Chemie GmbH

Foto: Zenger

Juliane Zenger (jetzt 33 Jahre) begann mit sechzehn Jahren eine Ausbildung zur Chemielaborantin (Degussa, heute Evonik). Der Wunsch, Abläufe und Strukturen in der Ausbildung zu verbessern, ließ sie sich in der Jugendauszubildendenvertretung (JAV) engagieren. Die anfängliche Skepsis gegenüber der Gewerkschaft wich zunehmendem Spaß bei der Zusammenarbeit, so dass sie mit Anfang Zwanzig selbst Seminare für die IGBCE leitete.

Nach Ausbildungsabschluss nahm Juliane Zenger 2009 ein Studium des Wirtschaftsingenieurswesen mit Chemietechnik an der FH Münster auf, auch ermutigt durch Kolleg*innen aus der Gewerkschaft. „Die Routinetätigkeiten in meinem Ausbildungsberuf waren nicht das, was ich mir vorstellte,“ resümiert sie. Möglich wurde das Studium, weil ein Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung (siehe Infokasten) dessen Finanzierung sicherte. Doch das Stipendium bot noch mehr: „Begleitende Seminare und Beratung erleichterten eine gute Durchführung des Studiums. Besonders hilfreich fand ich, den Semesterbericht zu schreiben, eine Selbstreflektion, wie das Halbjahr gelaufen ist.“

„Baut euch ein gutes Netzwerk auf! Unterstützt euch gegenseitig“

Bereits die Bachelor-Arbeit schrieb Juliane Zenger bei ihrem aktuellen Arbeitgeber, der BYK-Chemie GmbH in Wesel. Der Kontakt zum Unternehmen kam über den Bezirksjugendausschuss Duisburg (BJA) zustande, bei dem sie nach Empfehlungen nachfragte. Während des Masterstudienganges arbeitete sie ebenfalls im Unternehmen, stieg 2014 für zwei Jahre als Trainee ein und wurde dann als Betriebsingenieurin eingestellt.

Heute betreut sie eine komplette Produktionslinie von Überwachung, Fehlerdiagnose bis zur Prozessoptimierung und plant zusätzlich eine neue Produktionsanlage. „Die abwechslungsreiche Arbeit ist toll und macht mir viel Freude. Besonders die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Beteiligten ist eine schöne und bereichernde Herausforderung.“ Inzwischen wäre sie als junge Ingenieurin im überwiegend männlichen Kollegenkreis gut etabliert: Früher hieß es noch „Hallo Männer“ zur Begrüßung, und ich sagte dann „Hallo, ich bin auch da“. Heute passiere das nicht mehr, bald gäbe es sogar eine zweite Ingenieurin im Unternehmen.

„Schaut auf das, was ihr könnt, und macht einen Job, der euch Spaß macht.“

Unterschiede in Herangehen und Arbeitsweise mag sie nicht zwingend am Mann- oder Frau-Sein festmachen: „Mir ist es wichtig, alle Beteiligten einzubeziehen und Meetings ergebnisorientiert zu gestalten,“ sagt Zenger. So sei niemand von Änderungen überrascht und man komme inhaltlich gut voran. Ein paar Tipps für Frauen bei der Berufswahl hat sie schon: „Wir müssen raus aus dem Frauenberufsbild-Denken. Frauen müssen sich alle Berufe anschauen, auch frauenuntypische. Oft sind diese auch besser bezahlt.“ Eine andere Hürde sei mangelndes Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten: „Ich höre oft von Frauen: Ich kann dies nicht und das nicht. Oder: Ob ich das wohl schaffe ... Schaut lieber auf das, was ihr könnt.“ Dasselbe gelte für negative Rückmeldungen von außen: „Lasst euch davon nicht demotivieren, nehmt es als Ansporn.“ Außerdem seien persönliche Netzwerke wichtig, und nicht zuletzt: „Habt Spaß an dem, was ihr macht! Ihr müsst den Job nämlich ganz schön lange machen.“

Über die Hans-Böckler-Stiftung

Das gewerkschaftliche Begabtenförderungswerk

Die Studien- und Promotionsförderung der Hans-Böckler-Stiftung ist das Begabtenförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Die Stipendiat*innen studieren und promovieren an Universitäten, Fachhochschulen oder erwerben das (Fach-)Abitur auf dem zweiten Bildungsweg. Zu den Voraussetzungen für eine Förderung zählen gewerkschaftliches, gesellschaftspolitisches und soziales Engagement sowie das Erbringen überdurchschnittlicher Leistungen.

Termine für Bewerbungsfristen, Zugangsvoraussetzungen und weitere Informationen finden sich auf