Ich kann´s! Bildung als Zugang zu persönlicher und beruflicher Entwicklung
Im November 2020 stellten die Landesbezirksfrauen Baden- Württemberg mit einem Video auf dem 6. Frauentag der IGBCE ihre Forderungen zum Thema Bildung vor. Unter dem Slogan „Mit Bildung zu einer Gesellschaft voller Akzeptanz – für gleichberechtigte, selbstbewusste Frauen!“ präsentierten sie die Analyse zum Ist-Stand und daraus resultierende Ziele und Forderungen.
Seitdem hat sich trotz und wegen der Pandemie-Bedingungen einiges weiterentwickelt. Katharina Gronemeyer stellt fest: „Frauen müssen sichtbarer werden, dies ist uns in der Auseinandersetzung damit, wie sich Frauen darstellen und welche Aufgaben sie übernehmen, noch einmal sehr klar geworden. Den nicht nur pandemiebedingten Rückfall in alte Rollenbilder thematisieren wir gerade im Hinblick auf die Betriebsratswahlen.“
Schulungen zu Gremienarbeit und Interessenvertretung sind ein Baustein für persönliche und berufliche Entwicklung. Die Betriebsratswahlen dominieren derzeit die Arbeit in den Bezirken. In Ulm planen Nicole Weiss und Melanie Meister-Ertem Informationsveranstaltungen für Frauen, um die Hemmschwellen für Kandidaturen abzubauen. „Sich trauen, laut zu sein und sich zu zeigen: Ich bin hier, ich habe etwas zu sagen, und man muss mir auch zuhören.“, erklärt Melanie Meister-Ertem.
Manuela Weinschenk will in Freiburg ebenfalls mehr Frauen für den Betriebsrat gewinnen. Der Bezirksfrauenausschuss dort plant Bildungsangebote speziell für Frauen, z. B. als eine Talk Time oder zum Thema Frauen in Führungspositionen. Hier wird die Verstrickung der Themen deutlich: Mit Ermutigung und Faktenwissen nehmen Frauen eher neue Positionen ein, die sich dann wieder auf ihr persönliches wie berufliches Selbstverständnis und ihre Weiterentwicklung auswirken.
Ich kann´s! Bildung als Zugang zu persönlicher und beruflicher Entwicklung
Weiterbildung ist nicht selbstverständlich. Manuela Weinschenk beobachtet: „Bei uns im Betrieb nutzen keine 10% die Bildungszeit, egal ob Mann oder Frau, das muss sich ändern.“ Hier braucht es Aufklärung: „Ich muss meine Rechte kennen, damit ich sie einfordern kann.“
Die Frauen des Landesbezirks wollen auch Andere auf einen selbstbestimmten und selbstbewussten Weg bringen und Frauen herausführen aus der Verstrickung von mangelnder Gleichstellung, ungleicher Bezahlung, fehlender Weiterbildung aus Unkenntnis oder aufgrund unattraktiver Angebotsformate, die nicht mit dem Familienleben vereinbar sind. Für Nicole Weiss daher besonders wichtig: „Mit Persönlichkeitsbildung Ängste zu nehmen und ein Zutrauen zu eigenem Können und Fähigkeiten zu entwickeln.“ Melanie Meister-Ertem ergänzt: „Der Gedanke ‚Das kann ich nicht‘ treibt alle um. Wir geben mit Bildungsangeboten Hilfestellung, hier stehen Rückhalt und Unterstützung im Fokus.“
Einig sind sich alle darin, dass Strukturen für einen besseren Zugang zu Weiterbildung geschaffen werden müssen. Beispielsweise könne eine Frau mit Sorgeverantwortung eher eine Weiterbildungsmaßnahme im Online-Format als in Präsenz nutzen. Daher hat der Landesbezirksfrauenausschuss einen Antrag zu „Frauen und Bildung“ an den Kongress gestellt: Wie bekommen Frauen die gleichen Möglichkeiten, an Fortbildungen teilzunehmen? Welche Anpassungen sind erforderlich, damit sowohl Teilnahmebedingungen als auch die Atmosphäre in Bildungsstätten stimmen?
Hier schließt sich der Kreis: Mehr Frauen in Betriebsräten und weiteren Gremien stärken die Interessenvertretung von Frauen und bewirken bessere Strukturen und Perspektiven für Frauen in Alltag, Arbeitsleben und Weiterbildung.
Am Interview Beteiligte - Statements
„Bildung ist der Schlüssel zu Soft Skills und Faktenwissen. Beides verhilft wiederum zu mehr Sicherheit im Auftreten und damit zu mehr Durchsetzungsvermögen, um sich zu behaupten und in verantwortungsvolle Positionen zu kommen. Hier wollen wir insbesondere Frauen stärken.“
„Für lebenslanges Lernen brauchen wir lebensphasenorientierte Weiterbildungsangebote. In die IGBCE einzutreten ist der einfachste Weg zu Weiterbildung, das möchte ich zukünftigen Gewerkschaftsmitgliedern vermitteln.“
„Bildung ist mir ein persönliches Anliegen. Die Bildungsangebote der IGBCE finde ich unglaublich gut, besonders in punkto Persönlichkeitsentwicklung. Da kann jede*r neue Ziele für sich entdecken.“
„Persönliche Qualifizierung ist mehr als reine berufliche Bildung. Auf Weiterbildungen und durch Gremienarbeit in der IGBCE kann man sich unterstützende Netzwerke aufbauen. Das ist besonders für junge Frauen wichtig.“
Bildungszeit
Am 1. Juli 2015 ist das Bildungszeitgesetz Baden-Württemberg (BzG BW) in Kraft getreten. Damit haben auch Beschäftigte in Baden-Württemberg einen Anspruch darauf, sich zur Weiterbildung von ihrem Arbeitgeber an bis zu fünf Tagen pro Jahr freistellen zu lassen. Die Freistellung erfolgt unter Fortzahlung des Arbeitsentgeltes. Bildungszeit ist in anderen Bundesländern als „Bildungsfreistellung“, „Bildungsurlaub“ oder „Arbeitnehmerweiterbildung“ bekannt.