PARTNERSCHAFTLICHKEIT

Vereinbarkeit Beruf und Familie

Schichtarbeit
+ Kinderbetreuung
= Problem

Bezirk Saarbrücken fordert neue Strategien für bessere Vereinbarkeit

Claudia Stenger

Foto: Stenger

Im Gespräch mit Claudia Stenger, Betriebsrätin bei Ursapharm Arzneimittel GmbH Saarbrücken, Sprecherin des Ausschusses Betriebliches Vorschlagswesen, Mitglied im Wirtschaftsausschuss; aktiv in der IGBCE, Mitglied des Bezirksfrauenausschusses Saarbrücken, Stellvertreterin im Landesbezirksfrauenausschuss Rheinlandpfalz/Saarland, stellvertretende Vorsitzende der Ortsgruppe Rehlingen-Beckingen.

Claudia, du setzt dich sehr aktiv für das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein. Was konntet ihr in eurem Betrieb bereits erreichen?

Wir haben per Betriebsvereinbarung Regelungen zu Homeoffice und dem „Zukunftsbetrag“ festgelegt. Beschäftigte können nun, wenn ihr Arbeitsplatz dafür geeignet ist, an zwei von fünf Tagen im Homeoffice arbeiten. Etwa 20 - 30% nehmen das bereits in Anspruch. Beim Zukunftsbetrag gibt es drei Optionen: Entweder mehr Freizeit, das sind in diesem Jahr zwei, 2022 drei zusätzliche freie Tage. Alternativ ist ein Beitrag zur Altersvorsorge möglich oder als drittes die Auszahlung. Der Zukunftsbetrag wird von etwa 90% der Beschäftigten angenommen. Die meisten entscheiden sich für die Option „Mehr Freizeit“, also zusätzliche Urlaubstage.

Welche Ziele habt ihr euch als nächstes gesteckt?

Im Betrieb, in der Produktion, haben mich Kolleginnen auf bessere Betreuungszeiten angesprochen. Schichtarbeit ist immer noch ein Problem bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Da es nicht nur unseren Betrieb betrifft, haben wir im Bezirk am Thema gearbeitet und verschiedene Anträge formuliert, die inzwischen u. a.in die Anforderungen der Frauen im DGB an die neue Bundesregierung eingeflossen sind. Ein Antrag fordert die dauerhafte Erhöhung der Krankentage für Eltern bei Krankheit der Kinder, ein anderer die Erweiterung der Kinderbetreuung für Schichtarbeitende. Wir wollen einen Kostenzuschuss für Betreuungsformen, die individuell auf die jeweiligen Familien zugeschnitten werden können.

„Die Ausweitung der Betreuungszeiten ist für berufstätige Frauen unverzichtbar.“

Neuartige und passgenaue Angebote sind also die Antwort für bessere Vereinbarkeit?

Wir müssen nach wie vor das Angebot an Kinderbetreuung für berufstätige Frauen bzw. Eltern verbessern. Für Schichtarbeitende müssen andere Zeitfenster angeboten werden als 8.00 – 17.00 Uhr. Da können solche flexiblen und individuellen Modelle helfen. Außerdem wollen wir eine grundsätzlich beitragsfreie Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr im Saarland, die Nichtanrechnung von Mutterschutz und Elternzeit bei befristeten Arbeitsverträgen und eine Anpassung der Freistellungsmöglichkeiten und der Finanzierung der Pflegezeit pflegender Angehöriger, analog zur Elternzeit.